Presseberichte und Kritiken.:
Online Musik Magazin.
Von Silvia Adler / Fotos von Milena Holler. |
"Don´t mind – forget". In weißen Lettern leuchten die lapidaren Worte aus dem Bühnendunkel. Wie eine hilflos banale Beschwörungsformel. Mach Dir nichts draus - vergiss es einfach! Doch so einfach ist es mit dem Vergessen nicht. Für den Amerikaner Pinkerton ist die Ehe mit der japanischen Geisha Butterfly nur eine Episode. Ein schönes, zeitlich begrenztes Spiel. Sie dagegen meint es ernst und ist bereit, sich bis zur Selbstverleugnung aufzuopfern. |
In einem Frontalzusammenstoß prallen in Puccinis Operndrama Madame Butterfly emotionale Weg-Werf-Mentalität und unverbrüchliche Treue aufeinander. Auch wenn die zarten Lichteffekte des hinter durchsichtiger Gaze liegenden Bühnenbildes (Nanette Zimmermann) fernöstliche Exotik suggerieren, geht es in der Inszenierung von Anouk Nicklisch nur am Rand um die Begegnung fremder Kulturen. Gezeigt wird vor allem ein Beziehungsdrama. |
|
|
Wie ein Pfeil weist die spitz zusammenlaufende
Bühne ins Leere. Die Darsteller agieren auf einen schiefen Ebene. Nur mühsam halten sie das Gleichgewicht. Marineleutnant Pinkerton ist nach Amerika zurückgekehrt. Im Haus seiner japanischen Frau ist die Welt aus den Fugen geraten. Starrsinnig ragt ein einzelnes Brett aus der Schräge des Bühnenbodens. Auf dieser schmalen wagerechten Fläche sucht Butterfly Zuflucht. Hartnäckig verschließt sie die Augen vor der Realität. Bis zum Schluss klammert sie sich an die Illusion, ihre Ehe mit Pinkerton – der sie längst verlassen hat - stünde auf festem Grund. |
Eindrucksvoll bringt die symbolkräftige
Sprache des Bühnenbilds den emotionalen Gehalt des Stückes auf den Punkt. Lediglich die Bedeutung eines meterlangen Seils, das im Liebesduett hervorgezogen wird, dann aber fast zwei Stunden - ohne weitere Beachtung zu finden - auf der Bühne liegen bleibt, will sich nicht erschließen. Obgleich das ästhetisch-disziplinierte Bühnenbild sich konsequent jeder kitschigen Opern-Exotik verweigert, bleibt die Personenregie häufig im Klischee verhaftet. Dem Beziehungskonflikt fehlt es an emotionaler Tiefenschärfe. Der Supergau der Gefühle bleibt aus. |
|
Im roten Kimono steht zu Beginn des Stückes eine kleine japanische Puppe auf der Bühne. Von ihrer wehrlos-zarten Zerbrechlichkeit ist die Butterfly der russischen Sopranistin Tatjana Zaharchuk meilenweit entfernt. Mit metallenem Timbre gestaltete sie die Titelpartie eher divenhaft-dominant als fernöstlich-bescheiden. Trotz einzelner Unsicherheiten in der Höhe sorgt sie in den mit äußerster Strahlkraft interpretierten Arien für die berühmte Puccini-Gänsehaut. Glänzende stimmliche Akzente setzt auch Mezzosopranistin Stefanie Schaefer in der Rolle der Suzuki. |
|
Weniger Belcanto-Schmelz, dafür aber zupackende Dramatik serviert der südafrikanische Tenor Pieter Roux. Mit sicherer Höhe überstrahlt er die Klangbögen des Orchesters. Mit Kay Stiefermann als Sharpless, Arthur Friesen als Goro, Katharina Greiß-Müskens als Kate Pinkerton sind auch die mittleren Partien durchweg überzeugend besetzt. |
Bestens disponiert zeigt sich das Orchester unter der Leitung von George Hanson. Auch wenn die auftrumpfende Dynamik manchmal über´s Ziel hinaus schießt, bietet der sinfonisch –dichte, farbenreiche Orchesterklang den Sängern ein hervorragendes Fundament. So kam aus dem Orchestergraben die Intensität, die man auf der Bühne streckenweise vermisste. Für die Wuppertaler Bühnen ist die Aufführung vor allem ein musikalischer Triumph, den das Publikum mit euphorischem Beifall honorierte. |
|
|
Garantiert kitschfreie Butterfly-Inszenierung. Musikalische
Höhenflüge trösten über die im Klischee verhaftete Personenregie hinweg. |
|
|